Erinnerungsarbeit

Gedenkplakette am Ärztehaus

Erst 1984 gab es mit der Anbringung einer Bronzetafel in drei Metern Höhe am Ärztehaus nahe dem Standort der Synagoge ein erstes Zeichen der Erinnerung. Die Inschrift lautet: 

Zum Gedenken an die ehemalige Synagoge der jüdischen Kulturgemeinde Bebra. Bebra im Dezember 1984. Stadt Bebra. 

Später fand die Tafel einen Platz am Rathausmarkt oberhalb einer größeren Tafel mit folgender Inschrift: 

In der Stadt Bebra lebten vor 1933 über 200 Menschen jüdischen Glaubens. Als Folge der rassistischen* Politik des NS-Regimes wurden sie vertrieben oder vernichtet. Hiermit erinnern wir besonders an jene 82 ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger Bebras, die von den Nationalsozialisten in den Tod getrieben, in die Vernichtungslager deportiert und ermordet wurden.

* Korrektur ggü. der Originaltafel

Tafel am Rathausmarkt


Die Gedenktafel wurde unter der Regie des ehemaligen Archivars Hans Möller erstellt und in einem feierlichen Akt in der Aula der Beruflichen Schulen in Bebra im Jahre 2013 eingeweiht und an einer Wand auf dem Rathausplatz angebracht.

Im Rahmen der Neugestaltung des Rathausplatzes im Jahr 2024 / 2025 erhielt die Tafel einen Platz im neu angelegten Erinnerungsort.

Stolpersteine in Bebra

Die Verlegung von Stolpersteinen ist ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Seit der ersten Stolpersteinverlegung im Jahr 1997 hat er in über 1.860 Kommunen nicht nur in Deutschland, sondern auch in 30 weiteren europäischen Ländern 116.000 Stolpersteine verlegt. (Stand Februar 2025)

Die Stolpersteine werden in der Regel vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz der NS-Opfer verlegt. Die Steine sind mit den Namen der Opfer versehen. Das ist etwas ganz Entscheidendes. Denn Menschen, deren Familien unter der Naziherrschaft auseinandergerissen und zu Nummern degradiert wurden, werden so an ihrem letzten frei gewählten Wohnsitz wieder zusammengeführt und bekommen ihre Namen zurück. Die Stolpersteine werden so genannt, weil sie Passanten zum Anhalten und Gedenken einladen und so die Opfer vor dem Vergessen bewahren.

Durch dieses Bearbeiten findet eine Auseinandersetzung mit der NS-Zeit statt, wie sie intensiver kaum vorstellbar ist. Es ist eine Form des Gedenkens, die unmittelbar und sehr persönlich ist. Bei dieser Form des Erinnerns, geht es aber nicht darum, wie gebannt auf die Vergangenheit zu starren, sondern von dort aus nach vorne zu schauen. Auf unsere gemeinsame Verantwortung dafür, dass das nie wieder geschieht. 

Passant*innen, die die Inschrift auf einem Stolperstein lesen möchten, müssen sich herunterbeugen und verbeugen sich damit vor dem Menschen, der ehemals hier wohnte und verfolgt, entrechtet und in den Tod getrieben wurde, aus einem einzigen Grund: weil er Jude, weil sie Jüdin war oder einer anderen, von den Nationalsozialisten verfolgten Gruppe, wie beispielsweiße die der Sinti und Roma, angehörte. Durch diese Form des Erinnerns und Gedenkens, durch die Stolpersteine, die persönlich ist, ein Opfer- ein Stein, die den ermordeten, vertriebenen, entrechteten Menschen in den Vordergrund rückt, haben wir auch eine Möglichkeit mit den Nachkommen in Kontakt zu treten.

In Bebras Straßen erinnern heute Stolpersteine an die Schicksale einstiger Mitbürger, die aufgrund ihres Glaubens verfolgt und ermordet wurden.

Die Stadtverordnetenversammlung beschloss in 2018 , das Projekt Stolpersteine auch in Bebra zu starten und die Bürgerinitiative „Zukunft für Bebra“ mit der Umsetzung und Finanzierung auf Spendenbasis zu beauftragen. Mitglieder der Bürgerinitiative und die AG Jüdisches Leben, die durch den Historiker Dr. Heinrich Nuhn aus Rotenburg fachlich begleitet wird, kümmern sich seitdem um die Organisation der Verlegung der Stolpersteine.

Bisher haben drei Verlegungen in Bebra stattgefunden: 

  • am 10. Juli 2019 wurden die ersten 24 Steine durch den Künstler Gunther Demnig verlegt, 
  • am 9. Juni 2020 wurden 20 Steine durch den Bebraer Steinmetz André Balduf und seinen Bruder Patrick gesetzt und 
  • am 22. Juni 2023 konnten weitere 19 Steine 

in Bürgersteigen der Stadt vor den ehemaligen Wohnhäusern der Opfer platziert werden. Begleitet wurde die Verlegung auch von Schülerinnen und Schülern der Brüder-Grimm-Gesamtschule, die biografische Texte zu allen Opfern vorbereiteten und am jeweiligen Verlegeort vortrugen.

Die für die Stolpersteinverlegungen verantwortliche Projektgruppe setzt sich wie folgt zusammen:

  • Bürgerinitiative (Gerhard Schneider-Rose), 
  • Ökumenischer Arbeitskreis (Christoph Brunhorn, Martin Schacht, Andreas Schweimer bis 2024), 
  • Stadtarchiv (Dieter Bostelmann), 
  • Schulsozialarbeit an der Brüder-Grimm-Gesamtschule (Christina Kindler),
  • Brüder-Grimm-Gesamtschule (Marlies Ertner bis 2020, Ann-Christin Allendorf), 
  • Dr. Heinrich Nuhn, 
  • Stadt Bebra (Uli Rathmann).

Gedenkort Bebra

Im Rahmen der Neugestaltung des Rathausplatzes in den Jahren 2024/25 hat die Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Bebra ein anderes Gesicht bekommen. Die Gedenktafel mit den 82 Namen der Opfer ist jetzt in ein Stelenfeld integriert. Diese 11 Stelen aus Stahl, stehen für die 10 Gebote des Alten Testaments zusätzlich eines weiteren Gebotes.

Dieses neue Gebot geht auf den jüdischen Philosophen Emil Ludwig Fackenheim, mit Wurzeln in Rotenburg-Lispenhausen, zurück, der den 613 Geboten im jüdischen Glauben unter dem Eindruck des Holocaust ein 614. hinzugefügt hatte. Dieses Gebot lautet im Wesentlichen: 

"Du sollst das Überleben des jüdischen Volkes in der Welt nicht aufgeben."

Ideengeber für das Design des Gedenkortes ist Dr. Heinrich Nuhn aus Rotenburg a. d. Fulda, auf dessen jahrzehntelanger Forschung zum jüdischen Leben im Landkreis Hersfeld-Rotenburg ein Großteil des Wissens über diesen Bereich beruht.

Unter Anwesenheit jüdischer Nachfahren, des Ehepaars Nava und Gidon Süsskind aus Tel Aviv, wurde die Gedenktafel am 28.04.2025 an ihren jetzigen Standort umrahmt von 11 Stahlsäulen aufgestellt.