Jüdische Schule am Lindenplatz

Bildung hatte für die europäischen Juden einen hohen Stellenwert. Dazu gehörten nicht nur das Studium des Talmuds und damit Lese- und Schreibkenntnisse. Auch Rechnen gehörte sehr früh zum Bildungskanon, weil Handelsberufe verbreitet waren – nicht zuletzt, weil Juden nicht Mitglied der Handwerkszünfte werden durften.

In Bebra entstand die erste Judenschule gemeinsam mit der Synagoge in der Amalienstraße ca. 1755. Bis 1830 hat sich die jüdische Gemeinde mehr als verdoppelt, Am Lindenplatz (heute Pfarrstraße) wurde ein zweistöckiges Fachwerkhaus von Justus Sandrock erworben und zur Schule umgebaut. Es entstand ein Schulsaal mit Platz für 45 Kinder und eine Lehrerwohnung. Die Lehrkraft wurde öffentlich zugewiesen und bezahlt. Ein Schulgeld in Höhe von monatlich drei Groschen und sechs Heller musste gezahlt werden. Der Lehrer war gleichzeitig Vorsänger in der Synagoge. 1842 gab es 16 Schulkinder, davon je vier aus Breitenbach und Weiterode. In 1900 waren es 30 Schülerinnen und Schüler, danach ging die Zahl wieder zurück auf 17 in 1919.

Die jüdische Schule wurde im Januar 1934 aufgelöst. Die verbleibenen neun jüdischen Kinder wurden an die evangelische Schule verwiesen. Männy Rosenbusch, der letzte jüdische Lehrer, wurde pensioniert. Das Gebäude wurde 1938 von der Stadt gekauft und an den Bäckermeister Martin Dietz weiter gereicht. 1962 wurde das Gebäude abgerissen.